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Sie spricht wieder. Sie lacht wieder. Sie schaut wieder. Anders als sonst. Lebendig.

Irgendwas mißglückte, beim Frühstücken, wahrscheinlich ist wieder mal die Marmelade vom Brot gesprungen.
"Des is doch zum Verr...verr*verhedder*!"

"Zum Verrücktwerden meinst Du, gell?"

"No freilich! Zum Verr ...verr..."

"Sag's mal: Zum Verrücktwerden!"

Es gelang nicht.

Neuer Versuch:

"Oma, sag mal nur: Zum!"

Das Wörtchen kommt wie aus der Pistole geschossen - und ebenso geht es weiter:

"Zum Geburtstag viel ..." singt sie, stutzt, und kann vor Lachen nicht weiter.

Mehr und mehr bin ich mir sicher, daß die Diuretika, also Entwässerungstabletten, also die damit verbundene Dehydrierung, für mehr oder weniger alles verantwortlich sind.

Sonntag vergangene Woche nahm sie die letzte größere Dosis, seit Donnerstag geht es besser und gut. Freitag kam ich mit der Ärztin überein, es nun endgültig und offiziell bei der niedrigen Dosis zu belassen und nur noch bei Bedarf zu erhöhen anstatt prophylaktisch.

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Der Grundgedanke richtig und lobenswert. Die Durchführung zweifelhaft. Walter Jens.

Im Stern: "Ich sehe seinem Entschwinden zu"

Dazu die Süddeutsche: Manchmal geht der kranke Mann mit seiner Pflegerin in den Supermarkt und schiebt den Einkaufswagen. Er genießt es, dabei angesprochen zu werden. "Wenn er am Fleischstand ein Leberkäsweckle kriegt, dann freut ihn das", klagt seine Frau. Das Sterben ist grausam, ein solches Leben erst recht.

Das Deute Ärzteblatt: Man muss Walter Jens nicht mögen, um den Umgang seiner Familie mit ihm, nachdem er hochgradig dement ist, geschmacklos zu finden.

Und dankbarerweise Hans Förstl, auch im Stern: Ich bin der tiefen Überzeugung, dass Demenz heute noch ein natürlicher Teil des Alterns ist.

Auszug aus diesem Interview mit H. Förstl:
"Die Verachtung der Gesunden gegenüber der Demenz halte ich für ausgesprochen dumm. Auch Menschen mit einer Demenz sind zu tiefen Empfindungen fähig. Sie können sich für Musik begeistern, für Bilder, in Erinnerungen schwelgen. Und sie können auch lange Zeit liebevoll mit den Menschen umgehen, die sie umgeben."

Sie können sich über Leberkässemmeln freuen. Darüber, daß es wunderbar warm wird. Über eine gigantisch große quietschrosafarbene Stoffblume, die in einem Anfall von Wahnsinn geschenkt wurde. Immer wieder, wenn ihr Blick auf diese pizzatellergroße Blüte fällt, freut sich meine Oma. Die immer meine Oma sein wird.

Die recherchierende Beschäftigung mit dem Thema tut mir nicht gut. Sehr aufwühlend.

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Heute morgen zum ersten Mal überhaupt nach "Alzheimer" gegoogelt und prompt festgestellt, daß heute Welt-Alzheimertag ist. Es gibt auch ein Alzheimer BLOG. Werd's mal beobachten.

Ob meine Oma Alzheimer hat?, keine Ahnung. Das wurde niemals durchdiagnostiziert. Es spielt auch keine Rolle, jetzt mit 87 Jahren.

Werde ich gefragt, was sie eigentlich hat: Ein Konglomerat aus Symptomen von Demenz, Alzheimer, Parkinson, Altersdepression. Manchmal irrsinnig witzig, machmal tieftraurig, oft beängstigend und erschreckend, hin und wieder unheimlich. Vielleicht die ganz normale Alterverwirrtheit.

Und halt noch so einige körperliche Beschwerden. Wie gesagt, 87.

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by irgendwer (29.10.12, 08:53)

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