Freitag, 3. Oktober 2008
*


Ein sehr trauriger Anblick. Die Oma steht im Gang an der nur angelehnten Küchentür, welche sich nach innen öffnet, mit der Hand an der Klinke und schafft es nicht, diese Tür zu öffnen, die doch nur leicht aufgedrückt werden müsste. Sehr hilflos schaut sie, und ich erinnere mich an mein erstes Begreifen, als sie ebenso hilflos das Messer in der Hand betrachtete, als hätte sie noch nie eins gesehen, geschweige denn benutzt.

Einige Monate ist das wohl nun her. Seit einigen Wochen hat sie Schwierigkeiten beim Abtrocknen der Hände. Nein, Oma, nicht das Waschbecken putzen. Die Hände abtrocknen. Und dann schaut sie wieder so. Kontinuierlicher Verlust der Fähigkeiten. Nun also das Öffnen einer angelehnten Tür.

"Oma, willst Du da rein?" - "Ja! Aber des geht net!"

Ihre Hand auf der Klinke, meine Hand auf der ihren, die leichte Bewegung zum Aufstoßen der Tür möchte ich vermitteln. Aber es geht net. Die offene Tür geht nicht auf. Wie sie mich anguckt, von schräg unten, sie ist ja so klein geworden. Ist das Triumphgefühl in ihrem Blick?

Nun, warum ging diese Tür nicht auf? Der Hausgeist muss mächtige Verstärkung bei sich gehabt haben: Dicht steht der Küchenstuhl an die Tür geschoben, seine Lehne verkeilt mit der Klinke. Wohlgemerkt, innen im Raum. Wir stehen außen.

"Oma, wie hast'n das gemacht?" - "Ich? Ich hab gar nix g'macht!" Grinsen.

 
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