Donnerstag, 4. September 2008
2006, im Juli ...


So fing das an, damals, als ich zurückkam in's Heimatdorf und dachte, es ist nur für drei Wochen. Original-Texte von damals, z.T. gekürzt und kommentiert.

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Sonntag, 30.7.06

Nach dem Aufsperren der Gartentüre (wann hab ich zum letzten Male diese Gartentür aufgesperrt? Ist es 15 Jahre her?) hörte ich als erstes das Wiehern eines Pferdes. Und betrachtete dies als gutes Zeichen.

Ich, die ich zeitlebens kein Nachtkästchen hatte, nun habe ich ein sehr besonderes, sehr großes „Nachtkästchen“, die alte, vor 30 Jahren von meinem Vater selbst gebaute Modelleisenbahn, lange schon stillgelegt; auf die große Wiese unten links lege ich meine Brille, bevor ich mich schlafen lege.

In dem Zimmer sind überall Photos von Toten, dazwischen Photos von mir.

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Wir sitzen zusammen, sie erzählt von den Geschwistern und Schwägerinnen, wie alt sie alle geworden sind und wie krank sie sind. Ein Bruder ist gestorben, ganz kurz nur hat er gelebt. Hans ist im Krieg gefallen. Stockend erzählt sie, findet oft die Worte nicht, es ist normal mittlerweile für sie. Und noch ein Bruder ist gestorben, erzählt sie, da werde ich hellhörig, die Geschichte kenne ich nicht. Wie war das? Ach, ich weiß nicht. Naja, ist lange her, nicht wahr? Ja, [[...]] Ich höre zu. Helfe manchmal vorsichtig beim Finden der Worte. Schließlich kenne ich die Geschichte.

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[[...]] Trauerkarten. Der größte der Stapel ist genau 20 Jahre alt. Der kleinste ca. 8, der Großvater. Die Karten des mittelgroßen Stapels sind 2 Jahre alt. Für den ersten und den dritten Stapel gibt es Kondolenzlisten. Ich habe sie mir angesehen. Viele bekannte, viele unbekannte Namen. Namen auf der Liste meines Bruders, oft in schwungvoller Schrift, die ich auf der Liste meines Vaters wieder finde, in diesmal krakeliger Schrift. Einige davon werden nichts mehr schreiben.

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Abends hintenrum zum Zigarettenholen. Viele sind unterwegs oder in den Gärten, viel Hallo und Guten Abend. Manche kommen mir bekannt vor, aber ich kenne sie nicht. Viele schauen mich erkennend an, wie es scheint. Habs Geld vergessen, also zurück und vorne durchs Dorf. Dort stehen R. und H. mit einigen andren. Hallo und Tschüß! Beim Weggehen stelle ich mir vor, wie R. zu den andren sagt, die arbeitet im [[...]] und wie die andren verständnisvoll nickend meinen, dass das einiges erklären würde.

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Früh aßen wir Butterbrot und Honig, Mittag TK-Pizza, abends Weißbrot und Zaziki.

 
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by irgendwer (29.10.12, 08:53)

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